Reisebericht aus den Niederlanden
Obwohl schon Oktober und das Wetter alles andere als optimal war (meistens Regen!), haben wir uns unvermittelt für einen kurzen Urlaub in den Niederlanden entschieden. Die Entfernung ist nicht allzu groß und dazu ist die „Schiffsdichte“ sehr hoch 😉.
Die Anreise erfolgte über den niederländischen „Autosnelweg“ A7 und dem Abschlussdeich zwischen IJsselmeer und dem Wattenmeer. Erstes Ziel war natürlich die Stadt Den Helder in der Provinz Nordholland. Die Gemeinde hat ca. 55.000 Einwohner und besitzt seit 1815 einen großen Marinestützpunkt. Der Stützpunkt selber kann natürlich nicht betreten werden und auch von außen ist nur wenig zu sehen. Eine Ausnahme gibt es nur am Tag der offenen Tür, den „Dutch Navy Days“ („vlootdagen„), die regelmäßig am ersten Juli-Wochenende stattfinden. Wer Glück hat, kann aber die eine oder andere Einheit vom Deich aus, beim Ein- oder Auslaufen beobachten und mit entsprechendem Tele gut fotografieren. In unserem Fall war es die P 843 ‚Groningen‘ (PP ‚Holland‘ Klasse).
Unser eigentliches Ziel war aber das Marinemuseum von Den Helder im Museumshafen Willemsoord. Neben der umfangreichen Ausstellung können dort gleich drei besondere Schiffe bzw. Boote besichtigt werden:
- Rammschiff ‚Schorpioen‘, ein Panzerschiff der ‚Schorpioen‘ Klasse von 1868
- CR ‚Abraham Crijnssen‘, ein Minensucher der MS ‚Jan van Amstel‘ Klasse
- S 804 ‚Tonijn‘, ein U-Boot der SS ‚Potvis‘ Klasse
Leider war zum Zeitpunkt unseres Besuchs nur das U-Boot zur Besichtigung freigegeben. Dafür ist seit meinem letzten Besuch 2007, mittlerweile die original Brücke der Fregatte F 806 ‚De Ruyter‘ dazu gekommen. Inklusive Zugang zu dem Radom mit den Radarantennen SPS-01. Auch wenn mir das ganze Schiff natürlich lieber gewesen wäre, eine tolle Idee und großartig umgesetzt.
Auch der umliegende Museumshafen mit seinen alten Gebäuden ist sehenswert. Dort liegt der Minensucher M 827 ‚Hoogeveen‘ der MS Dokkum Klasse. Das Boot gehört seit 1999 der Stiftung „Freunde der Königlichen Marine“ (VVKM) und wird von Freiwilligen restauriert, um es zukünftig als Museumsschiff zugänglich zu machen. Eine Besichtigung während der Woche soll nach vorheriger Anmeldung aber auch jetzt schon möglich sein. In einem der Trockendocks wird seit 2005 die HNLMS ‚Bonaire‘ von 1877 restauriert, eine von ehemals acht Schrauben-Fregatten vierter Klasse (‚Batavia‘ Klasse, 837 ts) der Königlich Niederländischen Marine. Von 2003 bis 2009 war hier auch der Nachbau des Ostindienfahrers ‚Prinz Willem‘ zu sehen. Das Schiff wurde leider bei einem Feuer im Jahr 2009 vollständig zerstört.
Wer sich für Festungsbauten interessiert, der findet einige Fahrminuten außerhalb der Stadt das Fort Kijkduin (Fertigstellung 1813) mit einem Museum. Gleich nebenan liegt das größere Fort Erfprins (Fertigstellung ebenfalls 1813), welches heute von der Marine als Ausbildungszentrum genutzt wird. Ungeachtet dessen, sollen dort Führungen wohl nach vorheriger Anmeldung möglich sein. Die Festungsgräben und Wallanlagen der 49 Hektar großen Anlage sind aber auch von außen gut zu erkennen.
Wer sich für Marine, Geschichte, Häfen, Deiche und Fotografie begeistern kann, sollte am besten gleich zwei Tage einplanen. Den Helder steht auf alle Fälle wieder auf unserer Urlaubsliste, vielleicht auch mal für einige Tage mehr.
Nächste Station war für uns das ca. 80 km entfernte Amsterdam. Übernachtet haben wir in dem „Botel“, ein Hotelschiff auf dem ehemaligen Werftgelände der NDSM-Werft, nördlich der Innenstadt. Von dort gehen regelmäßig kostenlose Fähren zum Hauptbahnhof. Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten. Direkt vor dem Hoteleingang hat der Minensucher M 880 ‚Mahu‘ seinen Liegeplatz. Das Boot wurde 1984 außer Dienst gestellt und gehört heute dem Verein „Freunde der Mahu“ („vrienden van de mahu“). Es wird fahrtüchtig gehalten und kann zu bestimmten Zeiten besichtigt werden. Auf der anderen Seite lag 2018 auch noch das U-Boot ‚B-80‘ der ‚Zulu‘ Klasse, bzw. was davon übrig war. Alle geplanten Projekte mit diesem Boot sind in der Vergangenheit gescheitert. Der Besitzer hat mehrfach gewechselt und das Boot befindet sich bereits seit Jahren in einem schlechten Zustand. (Nachtrag: Im Jahr 2019 wurde das Boot schließlich abtransportiert und in Vlaardingen / NL verschrottet.)
An unserem letzten Urlaubstag haben wir vormittags noch das Schifffahrtmuseum in Amsterdam (Het Scheepvaartmuseum) besucht. Das Museum befindet sich seit 1973 in einem ehemaligen Lagerhaus, Baujahr 1795, für Kanonen und Schiffsausrüstung der niederländischen Marine. Der Nachbau eines Ostindienfahrers, der Amsterdam (1749), hat dort seinen Liegeplatz. Für den Rückweg haben wir schließlich die Route über Lelystadt in der Provinz Flevoland gewählt. Dort befindet sich die Batavia-Werft mit dem Nachbau der Galeone ‚Batavia‘ (1628). Der Flugzeugbegeisterte findet ganz in der Nähe noch das Luftfahrtmuseum „Aviodrome“. Da ich beides schon kannte, haben wir uns diesmal die ‚Batavia‘ nur von außen angesehen und uns danach auf den Heimweg begeben.
Alles in allem ein sehr umfangreicher aber großartiger Urlaub. Für unsere nächste Reise in die Niederlanden planen wir auf alle Fälle mehr Zeit ein und hoffen auf besseres Wetter mit weniger Regen …
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